Konversion – Hysterie – Somatisierung – Psychosomatose
Schon vor hundert Jahren schilderten Ärzte Lähmungen oder Krampfanfälle, die sie als „psychogen“ einschätzten, weil sich bei der Untersuchung von Hirnströmen oder Nervenleitbahnen keine neurologischen Auffälligkeiten ergaben. Trotzdem zeigten die Patienten schwere epileptiforme Bilder oder brauchten den Rollstuhl. Den alten Ärzten fiel auf, dass diese Patienten meist in ungewöhnlicher seelischer Verfassung waren: Besonders verzweifelt, wütend oder zuweilen auch gleichgültig. Sigmund Freud verstand als Erster eine medizinisch unklare Lähmung als Botschaft: „Es geht nicht mehr weiter“, die die Patientin nur indirekt, nämlich symbolisch zum Ausdruck bringen konnte. Man bezeichnete diese Dynamik als „Konversion“: Was zunächst psychische Belastung, “innerer Konflikt” gewesen ist, wird bei dieser Form der Störung in ein körperliches Beschwerdebild „konvertiert“.
Tiefenpsychologische Arbeit besteht darin, den zugrunde liegenden inneren Konflikt bewusst zu machen. Keine leichte Sache, denn schließlich muss dieser Konflikt etwas stark Beängstigendes an sich haben, sonst wäre es ja nicht zur Dissoziation gekommen. Die Dissoziation ist als nicht ausreichend gelungene “dysfunktionale” Verdrängung zu verstehen - der Konflikt, offenbar ein machtvoller, hat nämlich einen Ausweg aus dem Keller des Unbewussten gefunden, zwar nicht ins bewusste Denken, das immer noch zurück scheut, aber eben in den Körper hinein. Ehe ein so gefürchteter innerer Konflikt bewusst ertragen werden kann, muss in der Therapie ausreichend seelische Kraft entstanden sein – vor allem das Selbstvertrauen, dass man entweder eine Lösung findet oder aber das Unausweichliche trotz allen Leids ertragen lernt, ohne den Verstand oder gar das Leben zu verlieren.
Man wird von Konversion nur reden, wenn die körperliche Symptomatik eine starke symbolische Ausdruckskraft hat. Es kann aber auch eine quälende körperliche Symptomatik eintreten, die keine Botschaft enthält, sondern einfach als „Stress-Senke“ zu verstehen ist: Wenn wir unter chronischem psychischem Stress stehen, wird unser Körper wegen der damit einhergehenden Körperreaktionen (Druckanstieg, Durchblutungsstörungen, Muskelspann etc.) allmählich an seiner schwächsten Stelle erkranken (Bluthochdruck, Kopfweh, Bandscheiben etc.). Der Stress läuft sozusagen immer in dieselbe Senke. Solange kein struktureller Schaden entstanden ist, redet man bei solcher Symptomatik von einer „Somatisierungsstörung“ – der psychische Druck macht sich somatisch, also körperlich bemerkbar. Die Stress-Senke kann aber schließlich “kaputt gehen”, wie im Fall einer histologisch nachweisbaren Entzündung: Das wäre dann eine psychosomatische Erkrankung (Psychosomatose). Manche Menschen merken nicht, dass sie gestresst sind. Vielleicht funktioniert ihre Selbstwahrnehmung deshalb schlecht, weil sie einen Konflikt mit sich selbst hätten, wenn sie sich eingestehen müssten, dass ihre Belastbarkeit auf der Arbeit begrenzt ist. Vielleicht wollen sie auch nicht wahrhaben, dass ihnen ein bestimmtes Beziehungs-Thema Kummer bereitet. Aufgrund ihrer Verdrängungsmechanismen bleibt diesen Menschen ihr inneres Stressgeschehen unbewusst. Irgendwann treten dann körperliche Beschwerden ein, deren Ursache sie sich gar nicht erklären können.
Dissoziative Symptome körperlicher Art traten zu Freuds Zeit besonders bei Frauen auf. Frauen lebten noch stark eingeschränkt, während Männer in dieser Epoche der rasanten Industrialisierung und Technisierung ständig neue Freiheiten und Möglichkeiten für sich entdeckten. Das geltende Recht versagte Frauen aktive Anteilnahme, auch die materiellen Güter waren weitgehend Männern vorbehalten. In diesem Klima entwickelten sich einerseits die „Sufragetten“, die für das Frauenwahlrecht kämpften; andererseits dekompensierten Frauen mit Symptomen, von denen sie sich selbst im wahrsten Sinne des Wortes „nicht denken konnten“, was sie bedeuten sollten. Diese Symptome wurden wegen ihrer bizarren Anmutung erst gefürchtet und dann belächelt. Bei den Sufragetten, die mit den Jahren erstaunliche Willens- und Schlagkraft bewiesen, war es dagegen umgekehrt, sie eroberten sich Respekt und am Ende auch das Wahlrecht.
Die Behandlungsmethoden bei Konversionsstörungen blieben trotz der Bemühungen einiger früher Psychoanalytiker (darunter bald auch Frauen) lange Zeit eher brutal. Selbst der kluge Arzt und Schriftsteller Cronin beschrieb 1937 in seinem Buch „Die Ziatdelle“, wie man einen psychogenen Anfall mit zwei Ohrfeigen stoppt. Das hat sicher funktioniert. Richtig angewandte Gewalt erzeugt immer Unterwerfung - bis hin zum Kadavergehorsam, weil ein misshandelter Mensch ab einem gewissen Punkt seelisch und körperlich zusammenbricht.
Die einseitige Geschlechterverteilung führte im 19. Jahrhundert zu der Idee, dass Konversionsstörungen ihren Ursprung in der Gebärmutter (Hystera) hätten, daher die Bezeichnung Hysterie, die wegen der oft stark alterierten Patientinnen volkssprachlich bald für jede Form von Überspanntheit verwendet wurde. Die Psychiater, die gut sind im Ersinnen neuer Begriffe (meist um einen diffamierenden Beiklang loszuwerden), kamen daraufhin auf: „Histrionisch“, vom griechischen Wort für Theater, womit sie ausdrücken wollten, dass die Patientin ihre wirklichen Konflikte nur „maskiert in Szene setzen“ kann: Ein gefühltes Problem wird zwar nicht gedanklich erfasst oder gar mit Worten benannt. Doch in Form von Symptomen, wie sie sonst bei körperlichen Krankheiten vorkommen, oder durch eine andere symbolisch zu verstehende Darstellung tritt die verdrängte Problematik zu Tage. In der Fachsprache nennt man das auch eine „Inszenierung“, die freilich beim Betroffenen ganz unbewusst stattfindet. Heutzutage sind Konversionsstörungen in Deutschland seltener geworden, kommen aber immer noch eher bei Frauen vor, die ja zumindest körperlich das schwächere Geschlecht bleiben. Dass diese Symptome besonders ein Ausdruck von Wehrlosigkeit sind, zeigt sich an ihrem häufigen Auftreten bei Menschen beiderlei Geschlechts, die aus sozial schlechten bis katastrophalen Verhältnissen stammen, zum Beispiel aus Kriegs- und Armutsgebieten.
Bei der Konversion werden ursprünglich seelische Befindlichkeiten körperlich ausgedrückt. Doch zuweilen wird nicht einmal der Körper mit seinen Signalen richtig wahrgenommen: Manche Menschen spüren stundenlang nicht ihre volle Blase oder ihren Durst und vernachlässigen damit ihre natürlichen Bedürfnisse. Andere bemerken nicht ihre Müdigkeit, bis sie gründlich überreizt sind und dann wirklich kaum noch schlafen können. Wieder andere beanspruchen ihre Augen, ihren Rücken oder ein anderes System so sehr, bis es erkrankt. Warum, könnte man fragen, da der Körper gewöhnlich doch per Missempfindungen frühzeitig Alarm schlägt. Hier kommt ebenfalls Dissoziation zum Tragen: Diese Menschen sind geistig zu sehr beschäftigt, um noch die eigene Materie zu spüren. Beim zerstreuten Professor liegt es vielleicht daran, dass er gerade die Weltformel entwickelt. Häufiger aber sind die Betroffenen mit ihren inneren Befindlichkeiten, ihren Wünschen und Ängsten beschäftigt, die so viel Raum einnehmen, dass der „Bruder Esel“, wie Franz von Assisi seinen Körper nannte, nicht angemessen wahrgenommen wird.
Charakterlich fixierte Dissoziation – schizoid - histrionisch
Bei manchen Menschen ist die Dissoziation zum Charaktermerkmal geworden. Aufgrund früher Verletzungen oder Verängstigungen haben sie sich von manchen ihrer Gefühle so weit entfernt, dass sie sie kaum noch wahrnehmen, obwohl sie nicht etwa von Natur aus „kalt“ sind. Im Gegenteil, gerade sehr sensible Typen schützen sich auf diese Weise vor der Fülle ihrer sonst überwältigenden Empfindungen.
Die Tendenz zur Abspaltung von Emotionen kommt bei beiden Geschlechtern vor. Wenn etwas gut verdrängt ist und höchstens im Traum auftaucht, entstehen keine großen Probleme. Schwieriger wird es, wenn sich die Impulse am Bewusstsein vorbei doch einen Weg ins Außen bahnen und dann in dissoziativer Form ausagiert werden. Gerade, wenn Liebesbedürfnisse der Dissoziation anheimfallen, und das ist nicht selten, kann es zu Verwicklungen kommen. Denn obwohl solche Menschen frei von Liebesgefühlen zu sein meinen, sind sie unbewusst auf der Suche. Frauen plaudern aufgekratzt mit Männern, Männer werfen werbende Blicke auf Frauen. Das bleibt nicht unbemerkt. Wenn es sich um halbwegs attraktive Leute handelt, erhalten sie bald Angebote von Menschen, die auf Partnersuche sind. Und dann kommt der kitzlige Punkt: Denn wer auf solche Personen zugeht, merkt, dass sie plötzlich ausweichen. Sie selber spüren nämlich nicht alles, was in ihnen vorgeht. Ihre Liebesgefühle unterliegen der Dissoziation; bewusst ist ihnen dagegen der Wunsch nach Sicherheitsabstand. Das hat Gründe, die in der Kindheit zu suchen sind: Wer sich vor der Liebe fürchtet, hat meist schlechte Erfahrungen mit seinen ersten Liebesobjekten gemacht, den Eltern. Auch hier wird ein natürliches Bedürfnis abgewehrt. Er oder sie erfreut sich ihrer vermeintlichen Unabhängigkeit. Er oder sie ist überrascht von den Anträgen und Forderungen, die plötzlich im Raum stehen; erkennt nicht, durch welches eigene Benehmen sie ermutigt wurden, und fühlt sich mithin zu nichts verpflichtet. Oft verteilen diese Menschen Körbe, manchmal nutzen sie die ihnen nachgetragene Zuneigung aber auch aus, feiern sich für ihre Erfolge oder gehen eine Beziehung ein, in der sie wenig Verantwortung übernehmen.
Und jetzt merke: Wenn die Person, an der die Liebesdynamik scheitert, eine Frau ist, nennt man ihren Charakter in der Psychiatrie gern „hysterisch“ oder „histrionisch“ und betrachtet das weiblich aufreizende Verhalten als Mittel, den Mann zu unterwerfen. Eine solche Dynamik vermutete man besonders im 20. Jahrhundert, als man ständig argwöhnte, dass Frauen aus Neid und Unterlegenheit den Mann zu erniedrigen suchten („kastrieren“, wie der Analytiker so schön sagt, aus „Penisneid“). Man könnte sagen, kein Wunder, dass die stark benachteiligten Frauen die Penisträger beneideten. Und möglicherweise waren die sogenannten „Waffen der Frau“ ja lange die wirklich einzigen, mit denen sie etwas ausrichten konnten, wobei die Suffragetten bereits einiges Aufsehen erregten, indem sie einen Bombenanschlag auf Westminster Abbey verübten. Allerdings stellen heutzutage weder hysterische Verhaltensformen noch Terrorakte wünschenswerte Konfliktstrategien dar.
Ist die vermeintlich gleichgültige Person jedoch ein Mann, nennt man seinen Charakter eher „schizoid“ (von altgriechisch „s’chizein“, das heißt „abspalten“). Auch dies Etikett wird hervorgeholt, wenn ein Mangel an emotionaler Erreichbarkeit zu bestehen scheint. Bei solchen Männern handelt es sich oft um kauzige Einzelgänger, vielleicht auch einmal um einen, der wegen Schönheit oder Geld viele Angebote erhält, aber alle ungerührt ausschlägt oder Hinhaltetaktiken fährt. Da sind die frustrierten Frauen mindestens so entnervt wie umgekehrt die Männer, die sich erfolglos um eine schillernde Gesellschaftsdame bemüht haben. Auch schizoide Charaktere neigen zu Erregungsanfällen, wenn nämlich der abgespaltene Affekt bei genügend hohem Druck plötzlich die Ventile sprengt und sich entlädt, nicht immer in adäquater Weise. Da brüllende Männer mehr Respekt genießen als kreischende Frauen, wendet man hier seltener den abfälligen Begriff „hysterisch“ an. Das „schwache Geschlecht“ wird dagegen gerade in seiner Wut oft als hilflos erlebt – so viel Gedöns und am Ende passiert nichts, lächerlich. Frauen haben aus einem tief sitzenden Gefühl der Schwäche leider bis heute oft die Angewohnheit, dass sie ihren Worten keine Taten folgen lassen - es sei denn, es wartet schon der nächste männliche Helfer im Hintergrund. Frauen schweben somit in der Gefahr, dass ihre Aggressionen in selbstzerstörerischer, weil beschämender Weise auf sie zurückfallen. Eine der Hauptaufgaben jeder Tochtergeneration ist es, persönliche Kompetenzen und in Konflikten wirksame Strategien zu entwickeln, die das körperliche Handicap soweit wie möglich kompensieren. Dies wird immer nur in Gesellschaften möglich sein, in denen körperliche Angriffe jeder Art verfolgt und bestraft werden. Und darüber hinaus bedarf es einiger Anstrengungen auf weiblicher Seite. Männer erwerben ihre Fähigkeiten auch nicht im Schlaf.
Menschen mit schizoiden oder hysterischen Charakterzügen sind nicht in erster Linie daran interessiert, das andere Geschlecht und die Umwelt im Allgemeinen zu verwirren oder auszunützen, obwohl sie den sich ergebenden Möglichkeiten nicht immer entsagen. Maßgeblich für die Ausformung der Struktur ist vielmehr die Abspaltung ganzer Kategorien von Gefühlen. Diese Abwehr kann sicherlich von Vorteil sein, wenn man Macht ausüben will, nicht nur in sexueller Hinsicht. Es fehlen die Gewissensbisse, die sonst den Lustgewinn trüben, der mit Unterwerfung oder Rache einhergehen kann. Trotzdem kommen die hier gemeinten Charaktere im Leben selten weit nach oben. Denn die Fühllosigkeit ist ja nur eine scheinbare. Nur der ursprünglich überwältigende Reichtum von Gefühl führte überhaupt zum Mechanismus der Dissoziation. Im Unbewussten grassieren die Emotionen. Dort aber, der Steuerung durch Nachdenken und Vernunft entzogen, richten sie oft Unheil an und behindern die Lebensbewältigung.
Menschen mit hysterischer oder schizoider Charakterstruktur spüren aufgrund ihrer Sensibilität mehr als andere, nur kommt auf gedanklicher Ebene nichts an. Sie reagieren intuitiv. Sie nehmen zum Beispiel kleinste Zeichen von Unaufmerksamkeit wahr, missdeuten diese als Ablehnung und gehen gekränkt in Rückzug oder werden böse – wie sie meinen, ganz zu Recht. Dabei haben sie nur etwas gespürt, was in den Tiefen der gegnerischen Seele waberte und vielleicht nie nachdrücklich ausagiert worden wäre. Umgekehrt merken sie schnell, wenn jemand sie mag, und sammeln dann freundliche Blicke ein wie Pilze. Aber nur unbewusst – und das heißt, dass sie dabei weder verlegen werden, noch eine Gegenleistung für nötig erachten. Wer glaubt, dass aus einem solchen Flirt mehr erwachsen müsse, kann lange warten oder eben, und zwar auf Dauer, die ganze Arbeit allein machen. Die Zeichen, die von Sehnsucht zeugten, wurden zwar richtig gedeutet. Aber die folgende Annahme, der andere werde sich schon revanchieren, wenn man ihm gibt, was er braucht, war durch keine bewusste Willensbekundung des Gegenübers abgesichert. Menschen mit der geschilderten Struktur sind viel ausgiebiger damit beschäftigt, ihr Selbst zu schützen, als bei andern intimen Anschluss zu finden. Sie fürchten in der Liebe die schmerzliche Abhängigkeit, weil sie nie recht erfahren haben, dass emotionale Bedürfnisse auf eine befriedigende Art wechselseitig beantwortet werden können. Und so richten sie in den Herzen anderer manchmal Schaden an.
Man mag solche Menschen nach alter Psychiatersitte hysterisch oder schizoid nennen, sollte aber wissen, dass die zugrunde liegende Dynamik bei beiden ähnlich ist und auf große Selbstverlustangst zurückgeht. Diese Angst lässt die natürlichen Bedürfnisse nach zwischenmenschlicher Bindung so gefährlich scheinen, dass emotionale Bedürfnisse abgespalten – dissoziiert – werden. Die ganze aufwendige Dynamik dient letztlich der Selbstverteidigung jener Menschen, die sich ständig latent bedroht fühlen. Was Eros zu sein scheint, gilt in Wahrheit dem Narzissmus - also nicht dem genitalen Lustgewinn oder allgemeiner der Zweisamkeit, sondern dem schwachen Selbstgefühl. Das führt manchmal zu schweren Missverständnissen, Frust und Wut bei allen Beteiligten. Manche Betroffenen, die so etwas mehrfach erlebt haben, werden sehr vorsichtig, was die Umwelt aber häufig als passiv-aggressives Ausweichen erlebt und dann trotzdem negativ verbucht.
Zweifellos nutzen noch heute viele Frauen die hohe sexuelle Ansprechbarkeit von Männern für Zwecke, die mit Erotik nichts zu tun haben. Frauen, die das bewusst machen, sind freilich nicht dissoziativ; in der Regel auch alles andere als “hysterisch”, sondern ziemlich “eiskalt”. Sie spielen die Aufregung höchstens. Von den Menschen mit dissoziativ abgespaltenen Gefühlen sind jene abzugrenzen, die bewusst manipulieren und tatsächlich wenig empfinden, zumindest für andere. Wo wenige Gefühle walten, fehlt auch der Wirrwarr von Hemmungen und Ängsten, so dass solche Leute oft zielstrebiger und erfolgreicher handeln als andere. Im schlechten Fall überschreiten sie allerdings die Grenzen von Gesetz und Anstand und fügen ihren Mitmenschen Schaden zu. Hier kommen wir in den Bereich der dissozialen oder der narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Gefühlsstarke Leute können sich gar nicht vorstellen, dass es andere gibt, die weitgehend emotionsfrei leben. Zumal nach außen hin sowohl Empathie als auch sonstige sozial erwünschte Affekte oft eindrucksvoll zu Schau gestellt werden, ohne dass sie in Wahrheit innerlich wirken und das Verhalten entsprechend beeinflussen. So kompliziert ist das: Manche Menschen, die kalt wirken, werden innerlich von wahren Gefühlsstürmen bedrängt. Und andere Menschen, die warmherzig wirken, sind vielleicht von allen Interessen außer ihren eigenen gänzlich unberührt. Natürlich kann es auch genau umgekehrt sein. Tja.