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Angst
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Da vielen Betroffenen der Begriff „Dissoziation“ unbekannt ist und sie zwar die verdächtigen Vorkommnisse bemerkt haben, aber nicht vermutet hätten, dass sich dahinter eine echte Funktionsstörung verbirgt, wird zunächst Aufklärung und Beruhigung nötig sein: Dissoziation ist nichts Geisterhaftes, Mystisches, sondern letztlich ein Spannungssymptom.
Ein alter Medizinerspruch lautet: Vor die Therapie haben die Götter die Diagnose gesetzt. Der dissoziative Formenkreis stellt hier besondere Herausforderungen. Manche Symptome sind rasch diagnostiziert: Wenn jemand unter Wahrnehmungsveränderungen, zum Beispiel unter Derealisation leidet, wird er das selbst als Störung benennen.
Bei manchen dissoziativen Störungen kommt es nicht nur zum „Flackern“ des Gesamtbewusstseins in Form von Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen oder Wahrnehmungsveränderungen. Es kann sein, dass mehrere Bewusstseinszonen mit unterschiedlichen Inhalten nebeneinander entstehen, das Bewusstsein also in mehrere, nur bedingt miteinander kommunizierende Bereiche zerfällt.
Ein gesundes Bewusstsein nimmt sich selbst und die Umwelt in einer genügend gleichmäßigen und realitätsadäquaten Weise wahr und sorgt für situationsadäquate Reaktionen. Dissoziative Veränderungen von Wahrnehmung und Bewusstsein können mit Rauschmitteln künstlich herbeigeführt werden. Uns interessieren hier aber dissoziative Bewusstseinsstörungen, die infolge seelischer Belastungen entstehen, punktuell oder chronisch auftreten und sowohl ein oft schweres Krankheitsgefühl bewirken als auch die Realitätsbewältigung beeinträchtigen.
Konversion – Hysterie – Somatisierung – Psychosomatose Schon vor hundert Jahren schilderten Ärzte Lähmungen oder Krampfanfälle, die sie als „psychogen“ einschätzten, weil sich bei der Untersuchung von Hirnströmen oder Nervenleitbahnen keine neurologischen Auffälligkeiten ergaben. Trotzdem zeigten die Patienten schwere epileptiforme Bilder oder brauchten den Rollstuhl.
Ich beschäftige mich nun in einer Folge von mehreren Artikeln mit dem vielgestaltigen Störungsbild der „Dissoziation“. Auf Deutsch bedeutet das Wort „Trennung“. Es wird immer dann verwendet, wenn eine solche Menge psychischer Inhalte und Zusammenhänge dem Unbewussten anheimfallen (also vom Bewusstsein „abgetrennt“ werden), dass sich Informationslücken einstellen, die schlüssiges Denken, Fühlen und Handeln und damit Selbstverständnis und Realitätsbewältigung entscheidend behindern.
Zwangsstörungen gehen mit Zwangshandlungen oder Zwangsgedanken oder beidem einher.
Zwangshandlung: Es tritt Angst auf, wenn eine bestimmte Handlung, zum Beispiel das Händewaschen, nicht ausgeführt werden kann oder soll. Um diese Angst zu vermeiden, geben die Patienten ihrem Zwangsimpuls nach. Sobald sie das tun, stellt sich Entlastung ein, wenn auch nicht unbedingt für lange.
Wir haben jetzt gesehen, wie Ängste den Charakter prägen können. Zur Erinnerung: Die beschriebenen Charakterzüge bilden sich aus, um eben nicht zu viel Angst spüren zu müssen. Stattdessen gewöhnt man sich Denk- und Verhaltensweisen an, die sich beruhigend auswirken, selbst wenn sie andern Menschen schrullig erscheinen mögen.
Und hier geht es nahtlos weiter mit den Charakterschilderungen:
5) Der dissoziative Charakter: Unter Dissoziation versteht man die Abspaltung von Bewusstseinsinhalten. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen, am häufigsten in Form der bekannten „Geistesabwesenheit“: Man ist mit den Gedanken „woanders“, nicht bei äußeren Vorgängen, sondern in Fantasien oder im Nirwana versunken.
Im letzten Artikel haben wir uns angeschaut, wie Angst entsteht, und welche Faktoren zur vermehrten Angstbildung beitragen. Erhöhte Angstbereitschaft heißt aber nicht unbedingt, dass der Mensch auf den ersten Blick einen ängstlichen Eindruck macht. Im Gegenteil: Je früher man angstfördernden Einflüssen ausgesetzt war, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass auch Strategien eingeübt wurden, um Angst zu bewältigen.