Dieser Artikel spricht Leute an, die sich schlecht aufs Ausruhen verstehen. Es gibt Menschen, denen vor allem die Arbeit ein Gefühl von Sicherheit gibt. Wenn es ihnen gut geht, arbeiten sie mit voller Kraft, um etwas zu erreichen. Wenn es ihnen schlecht geht, legen sie sich erst recht ins Zeug, um mögliches Unheil abzuwenden. Manchmal entsteht das Unheil aber erst dadurch, dass man sich überanstrengt hat. Arbeit geht mit Anspannung einher, und die ist nicht immer förderlich. Die Fähigkeit, zur Ruhe zu kommen, ist ebenso wie die Bereitschaft, sich selbst im Missgeschick eher zu trösten als zu beschimpfen, eine wichtige Voraussetzung seelischer Gesundheit.

Wenn Sie merken, dass Sie aus einem unklaren Unbehagen heraus dazu neigen, immer noch einen Job zu erledigen, machen Sie sich klar, dass Ihr Unbehagen in Wahrheit vielleicht einfach Erschöpfung ist. Die Folgen von Stress bekämpft man nicht mit noch mehr Stress. Vielmehr sollte man lernen, rechtzeitig Schluss zu machen und die Ruhe dann auch zu genießen. Okay, man kann nicht immer nach Lust und Laune seinen Kram in die Ecke schmeißen. Aber es wäre ja schon viel gedient, wenn wenigstens das Wochenende von Arbeitsorgien und Aktivitätsausbrüchen verschont bliebe. Horchen Sie in sich hinein: Fühlen Sie sich entspannt und tatendurstig? Dann können Sie natürlich loslegen. Doch wenn Sie einen schweren Kopf haben oder kribbelig sind oder der Rücken weh tut oder Sie in eins dieser lästigen Streitgespräche mit Ihrem Partner geraten sind – oder auch, wenn Sie gerade wieder schrecklich darüber nachgrübeln, ob das Geld reicht! -, dann sind dies vielleicht Anzeichen für Erholungsbedarf. Statt nun wie üblich über sich selbst hinwegzugehen und die Fenster zu putzen oder den Zaun zu reparieren, könnten Sie einen der folgenden Tipps ausprobieren, um das gesunde Ausruhen kennen zu lernen:

  1. Frühstücken Sie extra lange im Bett.
  2. Gehen Sie ausessen, statt selbst zu kochen.
  3. Machen Sie einen Mittagsschlaf.
  4. Schauen Sie einen Film, der weder ernsthafte Konflikte noch Gefahren zum Thema hat.
  5. Sehen Sie sich schöne Bilder an – zum Beispiel ein Gartenheft, ein Kochbuch, eine Tiersendung, einen Modekatalog.
  6. Hören Sie eine Platte mit Ihrer Lieblingsmusik, ohne nebenbei zu arbeiten. Sie können auch selber Musik machen, aber bitte mehr spielen als üben.
  7. Basteln, handarbeiten oder werken Sie an einer Sache, die mehr schön als nützlich ist.
  8. Legen Sie sich in den Liegestuhl, ohne dass Sie vorher Unkraut gejätet haben. Drehen Sie den Liegestuhl so, dass Sie das Unkraut nicht sehen.
  9. Spielen Sie mit Ihrer Familie ein Spiel, das Ihnen Spaß macht, legen Sie ein Puzzle oder rätseln Sie. Auch ein nicht zu fieberhaftes Bildschirmspiel ist gut.
  10. Gehen Sie zwei Stunden früher als sonst schlafen.

Bestimmt haben Sie selber noch mehr Ideen. Auch Sport kann erholsam sein, wenn

Sie es  Ihrem Körper leicht machen. Klettern Sie keine steilen Berge hoch, und schwimmen Sie nicht kilometerweit. Legen Sie sich lieber in die Badewanne. Es geht uns hier ums Ausruhen.

Die andere Sache ist der Trost. Wir werden trotz aller Mühe und Achtsamkeit immer wieder auch Reinfälle und Pannen erleben. Es lässt sich nicht vermeiden, dass wir dann erst einmal sauer reagieren, erregt sind und uns selbst oder andern die Schuld geben. Natürlich werden Sie nachdenken und zu verstehen suchen, was Sie nächstes Mal anders machen müssen, aber steigern Sie sich nicht in Ihr Pech hinein. Sie werden schon aus der Sache lernen, aber was Sie jetzt am dringendsten brauchen, ist ein Trost. Schön, wenn ein anderer Mensch da ist, von dem man sich ein paar gute Worte holen kann. Aber das wird nicht immer der Fall sein. Deshalb ist es wichtig, dass man sich auch selbst zu trösten weiß – und nicht sich oder andern Vorwürfe macht.

Wenn etwas schiefgegangen ist, tun Sie, was Sie können, um den äußeren Schaden zu beheben oder zu begrenzen, und dann widmen Sie sich dem inneren Schaden, indem Sie sich ein wenig trösten. Hier einige Anregungen:

  1. Trinken Sie einen guten Tee oder Kaffee.
  2. Kaufen Sie sich einen Strauß Blumen, eine CD oder sonst etwas Schönes.
  3. Denken Sie daran, dass die Sache sich in einem Tag schon nicht mehr ganz so schrecklich anfühlen wird.
  4. Sagen Sie sich: „Das bringt der Beruf / die Ehe / das Leben so mit sich.“
  5. Schauen Sie sich ein Fotoalbum mit Lieblingsbildern an.
  6. Holen Sie sich etwas besonders Leckeres zu essen.
  7. Machen Sie sich klar, dass andere Leute auch hin und wieder auf die Nase fallen.
  8. Genehmigen Sie sich etwas Extrazeit für eine angenehme Tätigkeit.
  9. Überlegen Sie nochmal: Gibt es da nicht doch jemanden, dem Sie von der Sache erzählen könnten?
  10. Und erneut: Gehen Sie zwei Stunden früher als sonst schlafen. Denn Schlaf ist das reinste Lebenselixier, von dem wir uns viel öfter eine Portion gönnen sollten.